Daimler steigerte die anfangs sehr mäßige Qualität des großen SUVs von Baureihe zu Baureihe. Aber auch die dritte Generation, der Mercedes GLE, hat noch Luft nach oben. Die wichtigsten Infos für Gebrauchtwagenkäufer aus dem AUTO BILD TÜV-Report!

Mercedes GLE – Gebrauchtwagen-Vorstellung

Mercedes GLE (Typ W 166)

Bauzeit: 2011 bis 2019
Motoren: 204 PS (250 BlueTec) bis 585 PS (63 S AMG)
Preis: ab 16.000 Euro
Insassensicherheit (Euro NCAP-Crashtest 2012): 5 Sterne
Mercedes-Benz GLE 350 d 4 Matic
Mit der Modellpflege im Herbst 2015 erfolgte die Umbenennung in GLE.
Bild: Toni Bader
Das ist er: Ein braves Fullsize-SUV mit top Raumangebot und bis zu 2010 Liter Kofferraumvolumen. 2015 wurde die M-Klasse in GLE umbenannt, der neuen Daimler-Nomenklatur folgend. Wandlerautomatik mit nun neun statt zuvor sieben Stufen. Im selben Jahr kam die Fließheckvariante GLE Coupé hinzu.

Stärken

Das kann er: Schlechte Wegstrecken meistern und als Zugfahrzeug bis zu 3500 Kilo schwere Anhänger schleppen, ideal für Sportbootkapitäne oder Marktbeschicker. Als GLE 500e kann er sogar bis zu 30 Kilometer elektrisch fahren – den Plug-in-Hybriden treibt ein Doppelherz aus V6-Benziner und E-Motor an. Systemleistung 442 PS.

Probleme

Das macht Ärger: Ölundichtigkeiten an Motor und Getriebe, Kompressoren der Luftfederung, Feuchtigkeit in LED-Scheinwerfern. Etwa fünf Prozent der 350d- und 350-BlueTec-Turbodiesel haben Probleme mit den Sensoren der AdBlue-Einspritzung, die Fehlermeldungen liefern, aber die Weiterfahrt nicht verhindern. Seltener: Defekte an der Siebenstufenautomatik vor 2015. Gelegentlich stürzen die Comand-Systeme ab. Einige Rückrufe: 2017 wegen eines Lenkungsfehlers und 2018 wegen Brandgefahr durch die hydraulische Wankstabilisierung, fehlerhafter Getriebeöl-Kühlerschläuche sowie Bremssättel.

Mercedes M-Klasse – Gebrauchtwagen-Vorstellung

Mercedes M-Klasse (Typ W 164)

Bauzeit: 2005 bis 2011
Motoren: 190 PS (280 CDI) bis 510 PS (63 AMG)
Preis: ab 5800 Euro
Insassensicherheit (Euro NCAP-Crashtest 2008): 5 Sterne
Mercedes ML-Klasse ML 350
Im Juli 2011 wurde die Produktion des W 164 eingestellt.
Bild: Toni Bader
Das ist er: Aufs Cruisen eingestellt, taugt aber auch bestens als Zugfahrzeug. Ungleich besser verarbeitet als der Vorgänger und 14 cm länger. Das Raumangebot steht US-Allradlern nicht nach, bei erheblich besserer Verarbeitung. Modellpflege Ende 2008 ohne substanzielle Verbesserungen.

Stärken

Das kann er: Gleiten ist seine Stärke, perfekter Partner dabei: die schluckfreudige Luftfederung. Ist das optionale Offroad-Paket mit Reduktionsgetriebe und Sperren an Bord, kann er auch Gelände. Als Porsche-Schreck taugt die 510 PS starke AMG-Variante.

Probleme

Das macht Ärger: Die optionale und beliebte Airmatic. Interessenten sollten unbedingt penibel auf dichte Federbeine und intakte Kompressoren achten: Reparaturen landen in der Regel im vierstelligen Bereich. An den CDI-Dieseln können Motorsteuergerät, Dieselpumpe, Injektoren, Glühkerzen und Turbos streiken. Je weniger Sonderausstattung, desto geringer das Risiko von Funktionsausfällen wie etwa beim Schlüssellos-Zugang. Die Kettenräder der Ausgleichswelle der V6- und V8-Benziner bis 9/2006 nutzten sich frühzeitig ab. Frühe Mercedes ML II rosten gern an den Türunterkanten.

TÜV-Urteil

Fahrwerk

Vorbildlich – die Achsaufhängung des W166, auch der Vorgänger brilliert in dieser Hinsicht. Kaum weniger positiv werden Lenkung und Rostvorsorge bewertet. Die Dämpfung hingegen bewegt sich näher am Vergleichsdurchschnitt, ohne diesen zu toppen. Rote Zahlen gibt's für beide in puncto Antriebswellen-Qualität.

Licht

Der neuere GLE geht als leuchtendes Beispiel voran – in sämtlichen Disziplinen erlaubt er sich nicht einen Ausrutscher. Die betagtere, aber solide M-Klasse schwächelt bei Scheinwerfern und Blinker.

Bremsen

Am W 166 lässt sich wenig aussetzen: die Mängelquoten bleiben im Promillebereich, nur die Bremsscheiben werden etwas öfter bemängelt, bleiben aber unter dem Schnitt. Beim älteren W 164 werden zu oft Feststellbremse, Bremsleitungen und -schläuche kritisiert.

Umwelt

Achtung, Ölverlust! Schon bei der ersten Hauptuntersuchung liegt der W166 über dem Schnitt, die elfjährigen W164 erreichen einen Anteil von 16,2 Prozent, mehr als doppelt so viel wie im Durchschnitt. Die Abgasuntersuchung wird für die Ältesten beider Modelle zum Problem. Sehr gut hingegen: die Abgasanlage.

Fazit zum Mercedes GLE/M-Klasse

Die M-Klasse wird hart rangenommen, die Laufleistungen des W 164 toppen den Schnitt um über 50.000 Kilometer. Dafür schneidet das Fahrwerk blendend ab. Nicht so Bremsen und -bauteile. Besser macht's der W 166, ebenso Vielläufer, aber solider und ein teurer Gebrauchter. Das dicke Ende kommt in Form von Ölverlust, der ist die unheilvolle Schwachstelle beider Modelle.