Der kleinste BMW startete vor 20 Jahren mit Hinterradantrieb und nie dagewesener Agilität. Aktuell mischt der 1er Freude und Nutzen zu einem spannendem Mix – und gibt sich beim ersten TÜV-Termin keine Blöße.

BMW 1er (F40)

Bauzeit: 2019 bis heute
Motoren: 109 PS (116i) bis 306 PS (M315i)
Preis: ab 13.500 Euro
BMW 118i
Fahrersicht im aktuellen 1er: Cockpit mit einem Multimediaschirm als Hauptbestandteil, Tacho und Drehzahlmesser gegenläufig, stark konturierte Sitze.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Das ist er: Ein absolut besonderer 1er – aber keine Ikone mehr wie der Ur-1er E87. Grund: Der kompakte Bayer trägt seit 2019 konventionelle Frontantriebstechnik unter der Haube, so wie die Mitbewerber in der Golf-Klasse, etwa die A-Klasse von Mercedes. Gleichzeitig spielen kleine, durchweg per Turbo aufgeladene Motoren – sogar Dreizylinder sind darunter– die erste Geige. Nur zur Erinnerung: Den Pionier der Baureihe schickte BMW ab 2004 mit Hinterradantrieb und auf Wunsch dickem Dreiliter-Sechszylinder auf die Straßen. Insofern ist beim F40 eher Hausmannskost angesagt – die sich aber innerhalb ihrer Liga agil und in jeder Hinsicht ausgewogen präsentiert.
Fahrwerk und Lenkung gehören zum Besten, was in der Kompaktklasse zu haben ist. Das neue Konzept funktioniert im Alltagssinne bestens, der quer montierte Motor erlaubt eine Verschiebung der Platzverhältnisse – mehr Kofferraumvolumen und zusätzlicher Platz für die Fondpassagiere bei weniger Außenlänge sind die typischen positiven Folgen.

Stärken und Probleme

Das kann er: Breit dastehen – im Sinne der Modellvielfalt. Benziner und Diesel, Drei- und Vierzylinder, Schaltgetriebe, Doppelkuppler und Achststufenautomaten übernehmen den Part der Kraftverwaltung, neben Vorderradantrieb steht das xDrive-Allradsytem des Mini Countryman zur Verfügung. Richtig Tempo kann der F40 auch: Als Diesel 120d mit 400 Nm Drehmoment schafft er 231 Sachen, der Top-Benziner 135i leistet 306 PS aus einem Zweiliter-Vierzylinder. Allen gemein ist das das stabile, sichere und aktive Fahrverhalten. Geschmackssache sind das Bedienkonzept und die Cockpitanmutung mit beispielsweise gegenläufigem Drehzahlmesser und den auf Klemmung konstruierten Seitenwangen der Vordersitze.
Das macht Ärger: Es gab kleinere Rückrufaktionen (Crasherkennung beim möglichen Überschlag, Airbagfunktion bei Auslösung Frontalaufprall). Autos mit längerem Vorleben verlieren an Güte der Innenraumqualität, dann knistert's hinter den Verkleidungen. Ansonsten sind der AUTO BILD-Redaktion allenfalls die typischen Schrullen moderner Diesel aufgefallen. So gibt es gelegentlich Austausch- bzw. Wartungsbedarf beim Partikelfilter, gern verrußen die Abgasregelbauteile, zuweilen müssen Werkstätten beim Kupplungstausch das Zweimassenschwungrad der Schaltgetriebeversionen wechseln (Geräuschentwicklung im Leerlauf).

BMW 1er/2er (F20, F21, F22, F23)

Bauzeit: 2011 bis 2019
Motoren: 95 PS (114d) bis 450 PS (M2 CS)
Preis: ab 5500 Euro
BMW 1er M140i Edition Shadow
Das Motorenprogramm von F20 und Co. befriedigt jeden Dynamikanspruch.
Bild: BMW Group
Das ist er: Wie bei seinem Vorgänger E87 dürften manche Varianten des F20 zu Sammlerstücken reifen. Reihensechser und Hinterradantrieb wird es in der Kompaktklasse nämlich nie wieder geben. Wer sich am allenfalls durchschnittlichen Platzangebot des F20 (Fünftürer) und F21 (Dreitürer) stört, der hat das Konzept nicht verstanden. In bester BMW-02-Tradition fahren das kompakte Coupé F22 und das Cabrio F23 mit Stoffdach.
Das Motorenprogramm befriedigt jeden Dynamikanspruch: Der 114i mit 102 PS hatte wie viele N13-Motoren Steuerkettenprobleme. Zum Facelift 2015 eingeführte DreizylinderTurbos litten anfangs unter Lagerproblemen, BMW besserte nach. Sportlich sind die Vierzylinder von 184 bis 224 PS. Perfekte Fahrmaschinen sind die Reihensechszylinder mit bis zu 340 PS (M140i) in der Limousine und 450 PS im M2 CS. Die Diesel von 95 PS bis 224 PS waren besonders bei Dienstwagenfahrern beliebt. Es gab Sechsgang-Handschalter, Siebengang-DKG und Achtstufenautomatik. Optional wurden 118d und 120d sowie M135i und M140i mit dem xDrive-Allrad ausgeliefert. Eine Modellpflege (LCI) im März 2015 wertete den 1er spürbar auf.

Stärken und Probleme

Das kann er: Ein Grinsen ins Gesicht zaubern. Der 1er fährt geschliffen, die Motorisierungen ab 200 PS gehen richtig gut zu Werke. Leider sind Exemplare mit dem famosen 3,0-Liter-Reihensechszylinder eher selten und gebraucht entsprechend teuer. Qualitativ muss sich der 1er nicht vor den größeren BMW-Baureihen verstecken.
Das macht Ärger: Diverse Rückrufe nervten die Kundschaft: Fehler im EPS-Lenkungssteuergerät, Rückenlehnenbefestigung (beide 2016), Fahrer- und Beifahrerairbag (2017), Brandgefahr im AGR-Modul (2019), fehlerhafte Spurstangen (2019) und mangelhaftes Kopfairbagsystem (2021). Sonst stört im Alltag recht wenig.

BMW 1er (E87, E81, E82, E88)

Bauzeit: 2004 bis 2013
Motoren: 116 PS (116i) bis 340 PS (135i)
Preis: ab 3200 Euro
BMW 125i Automatik
Frühe Modelle mit kleinen Motoren neigen zu gedehnten Steuerketten.
Bild: Ronald Sassen
Das ist er: Ein fahraktiver, mit kräftigen Motoren versehener Apparat zum Spaßhaben. Hinterradantrieb und das lebendige Fahrwesen eines knackig geschnittenen Kompakten sind die Zutaten. Allen voran der 130i mit Dreiliter-Reihensechszylinder-Saugmotor, er kratzt inzwischen kräftig an der Liebhaber-Tür – ihm dürfte eine Karriere als begehrter Young- und Oldtimer bevorstehen. Markentypisch hatte BMW für den ersten 1er ein großes Antriebsspektrum im Angebot, das von 116 bis 340 PS reichte. 2004 als Fünftürer gestartet, erweiterten ab 2007/2008 ein Dreitürer, ein Coupé und ein Stoffdachcabrio das Programm. Eine Überarbeitung im März 2007 modernisierte die 1er-Optik und verbesserte die Abgaswerte.

Stärken und Probleme

Das kann er: Vernünftig und sparsam sein oder mächtig und sportlich – je nach Antriebswahl fächert der erste 1er sein Können weit auf. Dazu kommt: Das handliche wie sichere Fahrverhalten bereitet auch mit den beiden Basismotoren (Diesel und Benziner mit je 116 PS) mächtig Laune. Den Top-Antrieb gab es nur im Coupé als 135i mit bärenstarkem Turbo-Sechszylinder und 340 PS – ein Kompakter mit bester Spurtkraft und abgeregelten 250 km/h Höchstgeschwindigkeit. Den 135i gab es nur von Mitte 2011 bis Ende 2012.
Das macht Ärger: Frühe Modelle mit kleinen Motoren (116i bis 120i): Hier ist Vorsicht geboten! An diesen Motoren gab und gibt es gedehnte Steuerketten. Wer die Geräusch- und Leerlaufsymptome einer befallenen Maschine ignoriert, ist dicht an einem kapitalen Motorschaden. Außerdem kränkelt der Typ E87 teilweise an defekten Vanos-Stellern und an ausgeschlagener Valvetronic-Mechanik. Unrunder Leerlauf weist auf beginnenden Ventilsteuerungs-Verfall hin.
Die späteren Benziner mit Direkteinspritzung fallen durch malade Injektoren und verschleißende Hochdruckpumpen auf. Letzteres ist stets ein kostspieliger Schaden. Auch die Diesel (die größeren 20d) bereiten gelegentlich Kummer, zudem häufen sich Fälle von defekten Turboladern (ebenfalls im Falle einer Reparatur ein teures Unterfangen). Nervig: Ab und zu knacken die Armaturenträger. Thema Rückrufe: Gab es zuhauf, inzwischen sollten alle abgearbeitet sein; ein Blick ins Serviceheft hilft.

TÜV-Urteil

Fahrwerk

Der junge F40 ist sehr haltbar. Trotz teils sportiver Fahrer glänzen alle Generationen beim TÜV mit soliden Achsaufhängungen. Ab der fünften HU sind gebrochene Federn und marode Dämpfer bei beiden älteren Baureihen überdurchschnittlich auffällig. Antriebswellen und Lenkanlage erweisen sich dagegen als sehr robust und werden fast nie moniert. Dank des sorgfältigen Karosseriebaus ist Rost nie ein Thema.

Licht

Am Heck ist mit den roten Leuchten der jungen 1er alles im grünen Bereich. Die vordere Beleuchtungsanlage samt Abblendlicht steht bei den Vorgängern häufig in der Kritik, die Mängel liegen zum Teil deutlich über dem Durchschnitt. Rückleuchten und Blinkeranlage arbeiten dafür zuverlässiger.

Bremsen

Die Funktion der Betriebsbremse ist überdurchschnittlich gut. Die Bremsleitungen fallen bei den beiden jüngeren Generationen nicht negativ auf, die Bremsschläuche sind mängelfrei. Hauptkritikpunkt der Prüfer ist die mangelhafte Funktion der Feststellbremse ab der 2. HU. Relativ stabil, bei um die 3 Prozent, liegt die Mängelquote der Bremsscheiben nach dem vierten HU-Termin.

Umwelt

Zwischen dem zweiten und vierten HU-Termin tritt überdurchschnittlich oft Ölverluste zutage. Die AU-Erfolgsquote bewegt sich auf Durchschnittsniveau. Noch etwas Positives zum Schluss: Die Abgasanlage ist haltbar konstruiert.

Mängeleinteilung nach Typ und Altersklassen in Prozent im Vergleich zum Durchschnitt

Mängeleinteilung nach Typ und Altersklassen in Prozent im Vergleich zum Durchschnitt
Alter
Typ
Ø
Typ
Ø
Typ
Ø
Typ
Ø
Typ
Ø
2-3 Jahre
38.000
41.000
93,9
91,0
2,2
3,3
3,9
5,7
0,0
0,0
4-5 Jahre
60.000
64.000
85,6
86,1
5,5
5,0
8,9
8,9
0,0
0,0
6-7 Jahre
86.000
89.000
76,9
79,3
8,9
7,3
14,2
13,4
0,0
0,0
8-9 Jahre
112.000
111.000
72,3
72,4
10,3
9,6
17,4
18,0
0,0
0,0
10-11 Jahre
131.000
132.000
64,7
63,5
12,2
12,7
23,1
23,8
0,0
0,0
12-13 Jahre
150.000
141.000
59,2
55,5
12,8
15,5
28,0
28,9
0,0
0,1

Fazit

von

AUTO BILD
Was die HU-relevanten Mängel angeht, birgt BMWs 1er-Reihe keine bösen Überraschungen. Ganz im Gegenteil: Besonders heikle Baugruppen wie Lenkung und Bremsen funktionieren über die Bandbreite ausgezeichnet. Dass Exemplare der ersten Serie – in meist entsprechendem Pflegezustand – durch defekte Stoßdämpfer auffallen, ist unter anderem dem Alter und den relativ hohen Laufleistungen zuzuschreiben.