Er ist einer der gesuchtesten Gebrauchtwagen auf dem Markt; seine Leistung beim TÜV rechtfertigt das nicht. Vor allem das Fahrwerk bleibt eine Achillesferse. Überraschend: ausgerechnet der alte E90 schneidet solide ab. Die wichtigsten Infos für Gebrauchtwagenkäufer aus dem AUTO BILD TÜV-Report!

BMW 3er/ 4er (Gx)

Bauzeit: seit 2019
Motoren: 156 PS (316d) bis 550 PS (M3 CS)
Preis: ab 25.500 Euro
BMW 330i
Serienmäßig ist der 3er leider nur recht ärmlich ausgestattet.
Bild: Roman Raetzke / AUTO BILD
Das ist er: Die siebte Auflage der Münchener Mittelklasse. Gleichzeitig die größte, die es je gab. Mit einer Länge von rund 4,70 Metern wuchs er im Vergleich zum Vorgänger um etwa sieben Zentimeter. Auf die Limousine folgte 2020 der Kombi; wie beim F30 firmieren die Karosserievarianten Coupé, Cabrio und das viertürige Fließheck Gran Coupé unter der Bezeichnung 4er. Ein sportliches Novum: Erstmals gibt es den M3 auch in der Kombiversion Touring.
Feine Reihensechszylinder finden sich auch unterhalb des M3/M4, sowohl bei den Dieseln (330d, M340d) als auch bei den Benzinern (M340i xDrive). Ende 2020 wurden mehere Motoren auf Mildhybrid-Technik umgestrickt, sind seitdem sparsamer. Die meisten Motoren sind an die sehr gute Achtstufenautomatik von ZF gekoppelt. Nur die kleinen Diesel (318d und 320d) sowie die M3 sind als Schalter erhältlich. Als Alternative Antriebe stehen zwei Plug-in-Hybride zur Verfügung (320e und 330e, beide auch mit Allrad), die E-Version heißt i4 und basiert auf dem 4er Gran Coupé.

Stärken und Probleme

Das kann er: Ein toller Begleiter für die Langstrecke sein. Dabei gefallen nicht nur die ergonomischen Sitze, sondern auch das fahrerorientierte Infotainmentsystem. Herausragend sind die gute Sprachbedienung, der ablenkungsarme Dreh-Drück-Steller und das (optionale) sehr hoch auflösende Headup-Display. Hinzu kommen die kultivierten und sparsamen Motoren, die lange Etappen zum Erlebnis machen. Lediglich die knappen Platz verhältnisse auf der Rücksitzbank sowie die übertrieben harten M-Fahrwerke früher Modelle mindern den Spaß. Der mindestens 480 PS starke M3 ist ein krawalliger Rabauke, dessen "Drift Analyser" Winkel und Länge von Drifts aufzeichnen kann.
Das macht Ärger: Ein BMW 320d Touring absolvierte den AUTO BILD-Dauertest über 100.000 Kilometer vollkommen problemlos, kassierte am Ende die Note 1. Die Tester waren begeistert vom sparsamen und antrittsstarken 190-PS-Diesel, der sich mit weniger als sechs Litern zufriedengeben konnte. Bei der Zerlegung des Mildhybriden wiesen die unteren Hauptlagerschalen der Kurbelwelle Einlaufspuren auf, die vermutlich auf die häufig einwirkende Kraft des Riemenstartergenerators zurückzuführen sind. Rückrufe gab es aufgrund von Störungen an der Gurtschlosssensorik (2020), am Airbagsteuergerät (2020), am Bremskraftverstärker (2021), wegen fehlender Batterie-Crashpads (2021) und der On-Board-Diagnose (2022). Ein weiterer Rückruf (Mai 2022) betraf fehlerhafte Mikrogasgeneratoren im Straffer der Sicherheitsgurte.

BMW 3er/ 4er (Fx)

Bauzeit: 2012 bis 2019
Motoren: 115 PS (316d) bis 460 PS (M3 CS)
Preis: ab 8900 Euro
BMW 330i M Sport
In Deutschland am beliebtesten ist der Touring, weltweit überwiegt die Limousine.
Bild: Sven Krieger / AUTO BILD
Das ist er: Ein sportlich-flotter Typ, bei dem die Entwickler nicht nur in puncto Dynamik, sondern auch bei der Effizienz ansetzten: Sechszylinder-Sauger wurden aussortiert, durch Turbo-Vierzylinder ersetzt. Neben Limousine (F30) und Kombi (Touring, F31) gab es ab Sommer 2013 die fünftürige Fließheckversion 3er GT (F34). Coupé und Cabrio gehören zur 4er-Reihe (ab 2013, F32/33). Dem M3 (ab 2014) mit 431 bis 460 PS (CS) widmete BMW einen eigenen Werkscode: F80. Die Diesel reichen von 115 (316d) bis zu druckvollen 313 PS (335d), die Benziner bieten zwischen 136 (316i) und 340 PS (Active Hybrid 3, bis 2015). Serienmäßig mit Sechsganggetriebe und Hinterradantrieb oder gegen Aufpreis mit Achtstufenautomatik und ab 320er auch mit Allrad (xDrive). Teilelektrisch fährt der Active Hybrid 3 vor. Dreiliter-Reihensechser (306 PS) plus E-Motor (54 PS) summieren sich zu 340 PS Systemleistung. Sein Nachfolger heißt 330e iPerformance (2016-2018), holt aus einem Vierzylinder mit 184 PS und einer E-Maschine mit 88 PS insgesamt 252 PS.

Stärken und Probleme

Das kann er: Mit Kraftstoff knausern, selbst wenn er zügig bewegt wird. Bestes Beispiel sind die Efficient Dynamics-Modelle, die mit verbessertem cW-Wert, langer Übersetzung und sparsamen Motoren den Geiz zelebrieren. Falls das Raumangebot nicht ausreicht, hilft der GT mit bis zu 1600 Liter Kofferraumvolumen weiter.
Das macht Ärger: Brandgefahr infolge defekter AGR-Module zog einen Rückruf von 1,8 Millionen Dieseln nach sich, betroffen war auch der 3er. AUTO BILD deckte damals das ganze Ausmaß des Problems auf. Frühe F30 mussten wegen Problemen an der Lenkhilfe und den Bremsservos in die Werkstätten. Sicherheitslücken im ConnectedDrive-System ermöglichten auch Unberechtigten den Zugriff auf das Fahrzeug, ein Update behob das Problem. Exemplare aus dem Herbst 2014 hatten Probleme mit den Beifahrergurten; hier wurde das Gurtsystem getauscht. Im AUTO BILD-Dauertest erreichte ein 320d xDrive GT die Note 2.

BMW 3er/ 4er (Ex)

Bauzeit: 2005 bis 2013
Motoren: 115 PS (316d) bis 420 PS (M3 CS)
Preis: ab 2500 Euro
3er BMW 318d
Für die Topmotoren stand ab 2008 ein Doppelkupplungsgetriebe zur Verfügung.
Bild: Conrad Piepenburg
Das ist er: Bald ein Youngtimer. Der E90 ist ein unaufgeregter Typ, der mit kräftigen Motoren und agilem Fahrverhalten überzeugt. Üppige Platzverhältnisse und eine besonders ausgeprägte Qualität gehören dagegen nicht zu seinen Tugenden, auch wenn er im Vergleich zum Vorgänger E46 mit verbessertem Platzangebot punktet. Erstaunlich, weil sich der E90 Plattform und Motoren mit dem kompakten 1er BMW (E87, 2004-2011) teilt. Das Sicherheitsniveau ist hoch, aber als Grundmodell wirkt der E90 innen nicht gerade wie ein Premiummodell. Vier Versionen sind am Markt: Limousine (E90), Touring (E91), Coupé (E92) und Klappdach-Cabrio (E93). 2012 wurden Limousine und Touring abgelöst, ein Jahr später die neuen Zweitürer in 4er umbenannt.

Stärken und Probleme

Das kann er: Der dynamische Mix aus direkter Lenkung, präziser Schaltung und drehwilligen Motoren begeistert auch nach knapp 20 Jahren. Die Krönung stellte der M3 mit 420 PS starkem Vierliter-V8 dar. Zu den Besten ihrer Zunft gehören auch die sparsamen Diesel, frühe 320d gab es ohne Rußfilter. Ab 2007 mit Start-Stopp für Vierzylinder-Handschalter. Üblich sind Sechsgangschaltung oder Sechsstufenautomatik. Ab 2008 gab es für die Topmotoren ein Doppelkupplungsgetriebe (DKG).
Das macht Ärger: Gelängte Steuerketten setzen dem N47-Diesel (ab 2007) zu. Die Reparatur kostet Vierstelliges. Vorsicht vorm 320si, das auf 2600 Stück limitierte Sondermodell ist für Motorschäden bekannt! Rückrufe betrafen die Verschraubung der Lichtmaschine bei den Dieseln und deren Einspritzpumpe, Zündspulen der Benziner und das ab 2008 lieferbare DKG. Leuchtet die Motorkontrolllampe grundlos, hilft ein Softwareupdate. Bei der Airbaglampe liegt es oft am Gurtstraffer.

TÜV-Urteil

Fahrwerk

Rost oder defekte Antriebswellen kommen bei allen drei Generationen des 3ers nicht vor. Doch die Achs aufhängungen am aktuellen Modell werden bereits zur ersten HU überdurchschnittlich oft kritisiert. Schwachstellen am Fahrwerk haben Tradition, so plagen beide Vorgänger oft defekte Federn und Dämpfer. An der Baureihe Fx fallen zudem die Spurstangen bei der dritten HU auf.

Licht

Beim Abblendlicht liegt die Fehlerquote aller Generationen leicht unter dem Mittelwert. Während die Fehlerrate der vorderen Beleuchtung beim aktuellen Modell auf niedrigem Niveau liegt, steigt sie bei den Vorgängern deutlich an. Meist problemlos dagegen: die Rücklichter. Die Blinker bewegen sich meist im Bereich des Klassendurchschnitts, beim ältesten 3er sogar deutlich darunter.

Bremsen

Bei der Fußbremse lässt sich der 3er/4er nur wenig zuschulden kommen, die Feststellbremse des aktuellen Modells ist mängelfrei, die Vorgänger liegen hier teils deutlich über dem Durchschnitt. Während die Bremsschläuche über alle Generationen mängelfrei sind, sieht es mit den Bremsleitungen anders aus. Liegen sie bis zur fünften HU noch im Schnitt, liegt die Quote bei den Fahrzeugen der älteren Generation des 3ers bei HU Nummer 6 fast doppelt so hoch wie beim Durchschnittsfahrzeug. Die Bremsscheiben aller drei Generationen halten trotz der oft fordernden Fahrweise offensichtlich lange durch; die Mängelquote liegt hier stets unter dem Mittelwert.

Umwelt

Ab der ersten HU ist Ölverlust ein Ärgernis, die Werte der beiden neueren Generationen liegen über dem Mittelwert, erst danach verbessert sich die Fehlerquote in Relation zum Durchschnitt. Ähnlich sieht es im Bereich der Abgasuntersuchung aus. Die Abgasanlage der beiden neuen Generationen ist sehr stabil, die der Vorgänger guter Durchschnitt.

Mängeleinteilung nach Typ und Altersklassen in Prozent im Vergleich zum Durchschnitt

Mängeleinteilung nach Typ und Altersklassen in Prozent im Vergleich zum Durchschnitt
Alter
Typ
Ø
Typ
Ø
Typ
Ø
Typ
Ø
Typ
Ø
2-3 Jahre
57.000
41.000
90,7
91,0
2,7
3,3
6,6
5,7
0,0
0,0
4-5 Jahre
83.000
64.000
84,8
86,1
5,3
5,0
9,9
8,9
0,0
0,0
6-7 Jahre
118.000
89.000
76,1
79,3
8,3
7,3
15,6
13,4
0,0
0,0
8-9 Jahre
143.000
111.000
72,6
72,4
9,1
9,6
18,3
18,0
0,0
0,0
10-11 Jahre
164.000
132.000
66,4
63,5
9,2
12,7
24,4
23,8
0,0
0,0
12-13 Jahre
176.000
141.000
59,7
55,5
11,7
15,5
28,6
28,9
0,0
0,1

Fazit

von

AUTO BILD
Beim TÜV enttäuscht der 3er, denn alle Modelle, mit Ausnahme der 13-Jährigen, fallen überdurchschnittlich oft mit erheblichen Mängeln durch. Die höhere Laufleistung der Prüfkandidaten kann das nur zum Teil entschuldigen – von einem Premiumprodukt aus München hätte man anderes erwartet als Probleme an den Achsaufhängungen bei der ersten HU. Drei Problemzonen entlarvt der TÜV am 3er/4er: Ölverlust, hohe Durchfallraten bei der AU und Schwächen am Fahrwerk.