Von wegen kleiner Bruder: Der Alleskönner VW Polo ist Auto genug, um neben dem Golf zu bestehen. Doch der TÜV hat mit dem zickenden Geschwisterchen weniger Spaß. Die wichtigsten Infos für Gebrauchtwagenkäufer aus dem AUTO BILD TÜV-Report!

VW Polo (Typ 6R/6C) –  Gebrauchtwagen-Vorstellung

Bauzeit: 2009 bis 2017
Motoren: 60 PS (1.0) bis 220 PS (WRC Street)
Preis: ab 3000 Euro
Insassensicherheit (Euro NCAP-Crashtest 2009): 5 Sterne 
VW Polo
Der Polo gehört wie der Golf zu den Bestsellern im VW-Portfolio.
Bild: Thomas Ruddies / AUTO BILD
 
Das ist er: Einer für diejenigen, denen ein Golf 2 vollkommen genügte. Denn: Mehr Auto braucht kein Mensch. Der Polo ist komfortabel, geräumig, langstreckentauglich. Sechs Airbags sind Serie, hinten gegen Aufpreis. Dazu viele Assistenzsysteme wie in der Oberklasse.

VW Polo (Typ 6R/6C): Stärken

Das kann er: Tempo machen als WRC-Sondermodell mit 220 PS, extrem sparsam sein als 1.2 TDI BlueMotion. Dazu aufgeladene Vierzylinder-TSI-Motoren und Bi-Fuel, also Autogasantrieb. Tipp: 1.2 TSI mit 105 PS und DSG-Getriebe – mehr Antriebskultur geht in der Klasse nicht. Den Dauertest über 100.000 Kilometer hat er mit einer 2+ abgeschlossen.

VW Polo (Typ 6R/6C): Schwächen

Das macht Ärger: die Steuerketten von 1.2 und 1.4 TSI. Das Problem ist nicht neu bei VW: Wenn es beim Kaltstart rasselt, ab in die Werkstatt, sonst droht ein Motorschaden! Ruckelnde DSG-Automatikgetriebe erschweren das Anfahren und Rangieren, die Werkstätten versuchen mit neuer Software zu helfen. Zu niedrige Leerlaufdrehzahl des 1.2 TSI und Leistungsverlust einiger Turbomotoren kommen vor. Defekte Zündkerzen und Scheinwerfer werden im AUTO BILD-Kummerkasten gemeldet, außerdem spinnende Reifendruckkontrollsysteme. Allesamt ärgerlich, für den TÜV aber meist irrelevant.

VW Polo (Typ 9N) –  Gebrauchtwagen-Vorstellung

Bauzeit: 2001 bis 2009
Motoren: 55 PS (1.2) bis 180 PS (GTI Cup Edition)
Preis: ab 500 Euro
Insassensicherheit (Euro NCAP-Crashtest 2002): 4 Sterne 
VW Polo 1.2 Comfortline
Der VW Polo ist ein kleiner Allrounder, doch als Gebrauchtwagen nicht immer solide.
Bild: Sven Krieger
 
Das ist er: Erwachsener als die Vorgänger; bequeme Sitze, für Kurzstrecken auch hinten genügend Platz. 270 Liter Kofferraumvolumen sind okay, die Rücksitzbank klappt geteilt um. Nach der Modellpflege im April 2005 wurde die Federung unangenehm straff. Vier Airbags und ABS immer serienmäßig. ESP dafür erst ab 100 PS aufwärts oder gegen Zuzahlung.

VW Polo (Typ 9N): Stärken

Das kann er: Bis zum Facelift ein süßes Gesicht zeigen. Und sparsam sein als BlueMotion (ab 2006) mit 3,9 Litern Diesel pro 100 Kilometer auch im Alltag. Insgesamt gab's eine Vielzahl von Motoren – vom willigen, aber schwächlichen 55-PS-Dreizylinder bis zum GTI mit 150 PS. Interessant: der 1.4 FSI, ein sparsamer Direkteinspritzer.

VW Polo (Typ 9N): Schwächen

Das macht Ärger: Zu viel! Fensterheber, Zentralverriegelung, elektrisches Schiebedach, Getriebe und Kupplung. Eingefrorene Alu-Motoren (1.0 und 1.4), obwohl VW auf Kulanz eine Heizung nachrüstet. TDI mit Zahnriemenproblemen, defekten Turbos, gerissenen Zylinderköpfen, undichten Pumpe-Düse-Elementen, den 1,2-Liter-Benzinern reißen Steuerketten. Im AUTO BILD-Dauertest über 100.000 km versagte ein Polo 1.2 völlig, permanent war die Elektronik verstimmt.

TÜV-Urteil

Fahrwerk

Der neue Polo gibt sich solide: Achsaufhängung, Antriebswellen, Lenkung, Rost – alles unauffällig. Federbrüche werden überdurchschnittlich oft an den Neunjährigen festgestellt. Der 9N bleibt immer unterhalb vom Schnitt, zeigt somit keinen typischen Mangelschwerpunkt; der häufigste Mangel ist eine defekte Achsaufhängung fast auf Durchschnittsniveau.

Licht

Fast komplett düster schneidet der 9N ab, Scheinwerfer sind meist okay. Am neuen Typ werden Abblendlicht und ab der vierten HU die Rückleuchten zu oft moniert. (Mehr zum VW Polo: alle Generationen, News und Videos)

Bremsen

Bei der Wirkung von Fuß- und Feststellbremse überzeugt nur der jüngste Polo. Führt die Werkstatt an Modellen mit hinteren Trommelbremsen nicht die vorgeschriebene Reinigung durch, ziehen diese schief, das wirkt sich auch auf die Handbremse aus. Besser: die Bremsbauteile. Allerdings sind verschlissene Bremsscheiben beim neuen Polo ein Thema.

Umwelt

Ab dem siebten Jahr nehmen Auspuffmängel überdurchschnittlich zu. Bei der dritten und vierten HU zeigt der 6R einen Hang zu Ölverlust. AU: alles im grünen Bereich.

Fazit zum VW Polo

Der Topseller VW Polo fällt beim TÜV gegenüber seinem großen Bruder Golf ab. Der ältere 9N schneidet bei Auspuffanlage, Bremswirkung und Beleuchtung unterdurchschnittlich ab. Beim Nachfolger steigen die Mängel nach vielversprechendem Einstieg auch zu sehr über den Schnitt. Entsprechend seines Preisniveaus bleibt der VW Polo hinter den Erwartungen zurück.